Streifen
Ganz ohne Canyons: Moab

Meine bisherige Berichterstattung weist schon darauf hin: mit Moab wurde so eine Art vorläufiger Kulminationspunkt der Reise erreicht, wenigstens für mich. Das Bikeeldorado schlechthin, so hört man, und noch ein kleiner Nationalpark dazu. Idyllische Lage an einem tiefen Einschnitt des Colorado Rivers, ausserdem endlich mal wieder ein bisschen urbanes Leben. Nur ein bisschen, aber man darf nicht vergessen, dass wir die letzte Verkehrsampel in einem Ort namens Hurricane gesehen haben. Ausserdem scheint der Ort nur von Lebenskünstlern bewohnt zu sein, und der Nationalpark ist gar nicht so klein.

Nachdem wir den Goblin Valley State Park verlassen haben, kamen wir ein paar Stunden später in Moab an. Da schweisstreibende Aktivitäten geplant waren, wenigstens für mich, suchten wir nach einem Hotel, was gar nicht so einfach war. Viele waren ausgebucht, und nur mit Vermittlung von Hotel zu Hotel kamen wir schliesslich zur Adventure Inn. Die war in Ordnung, das Zimmer leider ziemlich klein und die Lage auch nicht ganz optimal etwas nördlich des Zentrums, aber in Moab läuft man nie weit. Am Abend am "Strip" kehrten wir im Peace Tree Juice Cafe ein, und konnten ein bisschen an der Atmosphäre in diesem aufgeregten Städtchen teilhaben.

Am nächsten Morgen nahm ich schnell das Hotelfrühstück ein (einen Muffin und einen Instant-Kaffee) und radelte bald auf dem Bike zur Sand Flats Recreational Area. Das macht hier übrigens niemand, mit dem Rad irgendwo hinfahren, aber eine Halbtagestour sollte schon draus werden. Oben gelangte ich an den Start des Slickrock Trails, fast alleine. Hat mich gewundert, aber ich war wohl einfach früh dran. Dann nahm ich den berühmten Trail unter die Stollen, die für diese Tour fast überflüssig waren. Man klebt überall förmlich am Fels, wenn man sich dran gewöhnt hat. Es geht praktisch immer rauf oder runter, das ist etwas anderes als in den Alpen, wo man mal 'nen halben Tag rauf fährt. Häufig ist es so steil, dass man am Hang traversieren muss - Platz hat's praktisch immer, und der Fels klebt wirklich bei 45° noch.

Mir persönlich hat der Slickrock Trail nicht wahnsinnig gefallen. Abfahrtsmässig lohnt er sich sehr wenig, meistens ist es zu kurz, und Hindernisse gibt es kaum zu meistern, sieht man mal vom Gefälle ab. Die Herausforderung besteht eigentlich darin, punktgenau zu schalten, und die Waden bei den harten Anstiegen nicht zu ruinieren. Meine Kette hat's erwischt, die Versuchung, kurz mit viel Kraft noch ein paar Meter durchzutreten, ist immer vorhanden. Ausserdem war ich etwas erstaunt, dass ich den Trail mit Motorrädern und Geländewagen teilen musste, aber ich war ja früh dran und hatte wenig Verkehr. Bei der Rückkehr zum Parkplatz war alles voll, und ich hatte bestimmt 100 Biker gesehen.

Zum Nachmittag standen dann die Arches im gleichnamigen, nahe gelegenen National Park an. Viel Zeit blieb nicht, wir grasten zunächst mit dem Auto ein paar der Sehenswürdigkeiten ab mit kurzen Fotostopps. The Gossip Sisters, Turret Arch, Balanced Rock, bis zum Delicate Arch Viewpoint. Und dann haben wir uns doch noch mal Zeit genommen und sind das Stündlein, bereits im etwas dünneren Licht, bis zum delikaten Bogen selbst noch gelaufen. Das hat sich gelohnt, wir waren zwar nicht ganz alleine, da ein Sonnenuntergang am Delicate Arch scheinbar in das Portefeuille jedes amerikanischen Touristen gehört. Aber der Wanderweg ist schön, und die Ausblicke in der Felsarena, in der der Arch steht, fantastisch, zumal im schönen Abendlicht. Beim Eindunkeln sind wir noch eine Runde abseits der Wanderwege gegangen und haben einen phänomenalen Ausblick auf die ganze Arena bekommen, mit nur noch ganz kleinen Menschen drauf.

Und dann wieder zurück zum Biken. Bei Moab gibt's einen ganzen Haufen gut dokumentierter Biketrails, aber ich hatte ja nur einen Tag Zeit, und da entschied ich mich für die volle Packung mit dem Namen "The whole Enchilada". Dabei handelt es sich eigentlich um eine Zusammenreihung von verschiedenen Trails, die teilweise mit kleinen Gegenanstiegen verbunden sind. Es geht los beim Burro Pass auf 3600 Metern, wo der Trail mit gleichem Namen beginnt. Es folgen der Hazzard County Trail, der Kokopelli Trail, UPS und LPS Trails, und zuletzt der Porcupine Rim Trail, der bis zum Colorado River hinunterführt. Ein Stück des Kokopelli Trails war einfach Fahrweg bergab, etwas schade. Bei grossen Stücken des Porcupine Rim Trails handelt es sich ebenfalls um eine Fahrstrasse. Diese ist allerdings nur mit Allradautos mit mehr als einem halben Meter Bodenfreiheit zu fahren, also nicht allzu langweilig. Nach meinem GPS knapp 2500 Höhenmeter runter, und knapp 500 Meter rauf, mit Shuttleservice.

Wegen des Shuttles habe ich überlegt, eigentlich widerspricht das ja meinem Ethos. Aufgrund Ortsunkenntnis wollte ich aber früh da sein, und spätestens auf dem Porcupine Rim Trail wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte: da war ich physisch schon ziemlich durch, meine Arme zitterten, und richtig geradeaus schauen konnte ich auch nicht mehr. Den Porcupine Rim Trail kann man sich so vorstellen, als ob jemand über eine Länge von 20 Kilometern Bordsteinschwellen ausgeschüttet hätte, und entsprechend wird Mensch und Material an die Grenzen gebracht. Kurz, als ich am Colorado River ankam, war ich ziemlich durch, und hätte ich noch 2000 Meter Aufstieg mehr gemacht, wäre es kräftemässig äusserst knapp geworden.

Das Shuttle entlässt einen auf ungefähr 3300 Metern, wo der Aufstieg zum Burro Pass beginnt. Da oben ist man im Wald, ganz interessant und ungewohnt, in den Alpen ist der Wald ja unten, und oben sieht's wüst aus. Aber die Trails am Anfang führen durch relativ dichte Fichten- und später Birkenwälder, kühl war es am Morgen, und es lag sogar ein bisschen Schnee. Der Trail selbst ist klar für Biker angelegt, aber nicht zu banal, mit Spitzkehren, Absätzen und ein paar Bachquerungen. Der Hazzard Trail hat einen ganz anderen Charakter: er zieht sich über einen weiten Hügelrücken mit Aussicht und ist schnell zu fahren. Kokopelli habe ich oben schon erwähnt, am schönsten fand ich eigentlich UPS und LPS, wo der Trail wirklich dem Gelände folgt und teilweise auf Slickrock liegt. Den Porcupine Rim Trail habe ich auch schon beschrieben. Anfangs versucht man noch, "schön" zu fahren und die Hindernisse angemessen zu parieren, aber da kommt man nirgends hin, es sind einfach zu viele. Dann lässt man es einfach laufen und vergisst den nächsten Gabelservice und das nächste Gericht mit Stäbchen. Auf jeden Fall ein Riesenerlebnis.

Das war's dann in Moab, wir suchten und fanden noch ein frühes "Zvieri" im Ort, es gab hausgemachtes Eis bei den Moab Coffee Roasters.

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Das Slickrock-Areal. Verirren...
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Dieses Pärchen, bzw. dessen...
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Fantastisch, alles blanker...
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Immer den weissen Strichen...
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Gewächse aus Stein und...
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Am westlichsten Zipfel...
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Auch andere müssen hier...
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Die Slickrock-Fläche...
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Dieser Fels wird, warum...
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In einem steinernen Kanal.
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Abschied vom Slickrock...
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Später im Arches...
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Das sind die "Gossip Sisters".
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Der "Balanced Rock", ein...
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Am Turret Arch, schon...
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Wüste und hinten die...
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Am Turret Arch, er hat...
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Die Schusslöcher sind...
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Im Schatten des Arches.
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Eines der beiden "Windows"...
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Nagetiere gibt's einfach...
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Da drin steckt irgendwo...
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Die Formation im Vordergrund...
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Wieder slickrockartiges...
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Ein kleiner Felsenkessel...
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Ein Felsenkessel folgt...
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Das zweite Nagetier für...
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Durchaus ein bisschen...
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Auch die übrigen Felsen...
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Das ist wie eine...
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Aus dieser Perspektive...
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Elefantenfüsse säumen...
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Freistehend.
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Alles goldig.
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Sedimente so oder so.
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Ein Dinosauriergerippe...
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Kulisse mit Arch.
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Der Rest ist auch nicht...
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Die LaSal-Mountains im...
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So beginnen in den USA (und...
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Am Trailhead auf ca. 3300...
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Auch hier ist wieder alles...
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Links geht's zum Burro...
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Bis hierher war's sehr...
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Ab jetzt geht's (fast) nur...
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Der Burro Pass Trail liegt...
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Das sieht alles nach...
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Lichter Birkenwald auf...
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Hier folgt der Trail einer...
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Elfriede hat Freude auf...
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Rückblick auf verschneite...
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Diese Passage ging leider...
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Der Hazzard Trail führt...
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Ein Stück Slickrock auf dem...
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Die Porcupine Rim bricht...
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Hier sieht man, woher

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Dieser freche Nager...
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Ein definitiv unfahrbares...
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Als der Colorado River in...