Tagesbesuch am 22. Oktober 2017.

Nach Santiago war Valparaiso zunächst mal ein kleiner Kulturschock: irgendwie waren wir dann doch in Südamerika angekommen, wenn auch in einem der weniger dicht besiedelten Länder. Wir kamen an einem quirligen, vollgestopften Busbahnhof an, um gleich über einen engen und lauten Markt zu stolpern. In der Folge lichtete es sich zwar, aber gerade bei der Ankunft war doch eine - wie ansonsten auf unserer Reise nicht so sehr - durchwachsene Sozialstruktur erkennbar.

Valparaiso wird im Reiseführer aufgrund seiner vielen Wandmalereien und den typischen Schrägaufzügen, die das Stadtzentrum mit den Wohnvierteln verbinden, als sehenswert beschrieben. Von Santiago sind es knapp zwei Stunden Busfahrt, drum entschieden wir uns für einen Tagesbesuch. Wir mussten uns zwar ein bisschen durchfragen, bis wir am richtigen Busbahnhof bei der richtigen Linie ein Ticket kaufen konnten, aber im Grossen und Ganzen ist alles gut organisiert, die Busse sind sauber und pünktlich, und die Infrastruktur an den Busbahnhöfen einfach phänomenal, wenn man das mal mit einem typischen schweizerischen Bahnhof vergleicht.

Valparaiso war ursprünglich ein schmaler Küstenstreifen in einer tiefen Bucht. Lange Molen wurden ins Meer gebaut, der Küstenstreifen angeschüttet, und vor Eröffnung des Panamakanals, als alle Welt ums Kap Hoorn segelte, war dies einer der wichtigsten Häfen in Südamerika. Hier war die erste Möglichkeit, nach der langen Südpassage wieder an Land zu gehen, und die Vorräte aufzustocken.

Heute hat der Hafen, als am nächsten an Santiago und damit etwa 50% der chilenischen Bevölkerung gelegen, immer noch eine grosse regionale Bedeutung, und ist mit den etwas mondäneren Badeorten im Norden zusammengewachsen. Geblieben ist ein kleiner Stadtkern kolonialen Ursprungs, die eher residentiellen Quartiere oberhalb, und die alten Schräglifte, die sie verbinden. Häufig sind sie heute marode, und Strassen mit Autos gibt's heute natürlich auch, gemessen an früher.

Nach der Ankunft am etwas ausserhalb gelegenen Busbahnhof liefen wir zuerst Richtung Küste, trafen dort auf die topmoderne Metro, die Viña del Mar mit Valparaiso verbindet, und fuhren mit ihr bis zum Hafen. Die nächste Etappe war ein Restaurant, nach etwas Suchen landeten wir in einem netten Lokal ohne Speisekarte, und bekamen das Menü des Tages - Curanto - serviert. Dabei handelt es sich um eine Art Eintopf mit Muscheln, Fisch und diversen Fleischsorten, mit Gemüse hält man sich nicht zu lange auf. Sehr lecker, dazu einen scharf abgeschmeckten Aperitif, Pisco Sour, von dem wir in der Folge angefixt waren. Dazu gab's Livemusik, Gitarre mit Gesang so im Gauchostil, vielleicht Folk auf südamerikanisch.

Überhaupt viel Livemusik drinnen und draussen. Beim Weitergehen kamen wir auf der Plaza Sotomayor bei einem Käfertreffen vorbei, mit Live-Surfermucke begleitet. Anschliessend nahmen wir einen der Aufzüge, den Ascensor San Agustín, und schlenderten durch die Wohngebiete oberhalb mit Blick auf's Meer. Dann zurück zum Hafen und wieder auf den Bus nach Santiago, wo wir erst spät wieder ankamen - Stau auf der Autobahn.