Wanderung vom 28.-29. März 2020.

Bei den Touren während des Corona-Lockdowns sind mir immer wieder Buchtitel eingefallen. Meistens gab's nur schwache Zusammenhänge, aber als Clickbait reicht das vielleicht. Bei diesen Touren zeigte sich aber ein wenig die Knappheit, die sich ergibt, wenn das öffentliche Leben heruntergefahren wird, ganz ähnlich wie im Roman von Paul Auster. Man musste besser ausgerüstet unterwegs sein, und sich am besten vorher informieren, welche Geschäfte wann und unter welchen Umständen geöffnet haben. Das reichte aber nicht immer, am Samstagabend stand ich trotz Reservierung vor einem geschlossenen Hotel in Neuchâtel. Nicht alleine, die Betreiber hatten das Feld geräumt und die Tür abgeschlossen, aber sich nicht bei mindestens zwei Buchungsportalen abgemeldet. Effektiv war das kein Riesenproblem, in zwei Stunden war ich mit dem Zug wieder in Zürich, und am nächsten Morgen wieder früh am Start zurück. Und am Montag gab's eine Entschuldigung per Mail.

Es ging, wieder einmal, in den Jura, da die Wandermöglichkeiten in den Alpen trotz einem schwachen Winter doch noch eingeschränkt waren. Genaugenommen nahm ich die Albisetappen -XVII und -XVIII unter die Füsse. Zur Erinnerung: die letzte Albisetappe in verkehrter Richtung endete im letzten Jahr in St. Imier nach einem Besuch des Mt. Soleil. Diesmal ging ich nach Süden über den Col des Pontins und Le Pâquier auf den Grand Chaumont, keinen echten Gipfel, sondern lediglich ein Hochpunkt auf dem grasigen Rücken oberhalb von Neuchâtel. Das war meistens sehr einsam heute, bis ich gegen Ende der Wanderung im Val de Ruz auf immer mehr Abendwanderer und vor allem Radler stiess. Da ich nicht einfach nur Kilometer fressen wollte, stieg ich in Valangin etwas oberhalb von Neuchâtel in den Bus und fuhr ins Zentrum. Die folgende Planänderung aufgrund des Hotels habe ich ja oben schon beschrieben.

Für den nächsten Tag änderte sich aber praktisch nichts, ausser dass ich etwas früher raus musste: gegen acht Uhr startete ich in Chambrelien, damit ein paar flache Kilometer von der Route stehlend, meine Energie lieber für die Jurahöhen aufgehoben. Zuerst ging es auf den Tablettes. Oben gelangte ich auf eine hübsche Rippe mit Blick in die Creux du Van, auf der ich dann länger blieb als geplant, weil es so nett war, und das Wetter besser als versprochen. Erst weiter hinten stieg ich ins Vallée des Ponts ab, ein abflussloses Tal des Plateaujura, wenn man mal von Karstlöchern absieht. Man kreuzt zwar einige Wasserläufe, früher waren das bestimmt noch mehr, bevor grossflächig für die Beweidung drainiert wurde, aber manchmal verschwindet der Wasserlauf einfach auch wieder. Aber heute war der Weg doch viel interessanter als gestern, obwohl sich das Tal zu Fuss doch ziemlich zieht.

Hinter Les-Ponts-de-Martel stieg ich noch durch eine schöne Schlucht auf den Grand Sommartel. Bei der windgeschützten Mittagspause am Sendemast vergass ich etwas die Zeit, und entkam noch knapp dem Gewitter auf dem Weg nach Le Locle. Aber das war schon besser, als für diesen Tag versprochen wurde.