Radtour vom 21.-22. März 2020.

Ab diesem Wochenende hatte der Lockdown seine stärksten Ausmasse erreicht. Restaurants und Bars waren geschlossen, sowie alle Ladengeschäfte, die nicht der Grundversorgung dienten, und alle kleineren Grenzübergänge ins angrenzende Ausland. Social Distancing war angesagt, keine Gruppen grösser als 5 Personen, jeweils mit Sicherheitsabständen, am Besten ganz zu Hause bleiben. Von der Benutzung des öffentlichen Verkehrs wurde stark abgeraten. Ausgangssperren wie in einigen angrenzenden Ländern gab es in der Schweiz aber nicht, und einem Schwaben muss man nicht lange erklären, wie Social Distancing funktioniert. Man macht das, was man sowieso gemacht hätte, im frühesten und ohnehin fast leeren Zug in den Jura, der um diese Jahreszeit und bei diesem Wetter ziemlich ausgestorben ist.

Dieses Mal gingen wir auf die ersten beiden Etappen der Juraroute, ab Basel über Porrentruy nach Saignelégier. In Porrentruy fanden wir ein offenes Hotel. Übernachtungsgäste durften ja im Prinzip weiterhin bewirtet werden, aber es lohnte wohl nicht, das Restaurant zu diesem Zweck offen zu halten (wir waren offensichtlich die einzigen Gäste). Dafür durften wir unser Essen vom thailändischen Take-Away in der gedeckten Gaststube einnehmen. Mit ein bisschen Planen ging alles, man musste einfach rausfinden, wo es noch den einen oder anderen Spätverkauf gab, meistens an Bahnhöfen, auf Hofverkäufe hoffen, und etwas mehr an Essen im Gepäck dabei haben. Zum Aufwärmen - es war ein kaltes Wochenende - haben sich Kirchen bewährt, auch wenn diese nicht geheizt sind.

Hinter Basel befanden wir uns bald an der Nähe der Grenze zu Frankreich. Die Strasse der Lützel entlang wechselt tatsächlich immer das Land, je nach Ufer der Lützel. Das war landschaftlich sehr schön und wirklich ruhig, aber das Problem war, dass die Strasse im Prinzip in Frankreich endete, und wir zurück in die Schweiz mussten. Das war zwar verboten, da gesperrt, aber am Zaun liess sich ganz gut vorbeifahren, und gemeckert hat hinterher keiner. Danach kamen wir bald in die Nähe von Porrentruy, wo wir an einer Tankstelle einen heissen Kaffee bekamen, und uns in der Wartehalle des Bahnhofs etwas aufwärmen konnten. Am Abend regnete es leicht, aber am nächsten Morgen war das wieder vorbei.

Hinter Porrentruy kamen wir relativ schnell auf den Col de la Croix, es folgte eine kalte Abfahrt nach St. Ursanne. Es gab eine geheizte Toilette am Bahnhof, wo wir uns wieder aufwärmen konnten. Agnès stieg hier in den Zug und fuhr nach Hause, ich hatte aber noch den Ehrgeiz, die Etappe zu Ende zu fahren. Das war aber kein richtiges Vergnügen mehr, im Prinzip ging es nur bergauf, und oben in den Franches-Montagnes waren die Bäume voll mit Raureif. Ich fand noch einmal eine Kirche zum Aufwämen in St-Brais, und zum Glück war auch der Zug auf der Heimfahrt gut geheizt.