Streifen
Baja California Norden nach Süden
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Gähnende Leere auf der...
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So werden in Mexico alte...
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Hier ist es noch etwas...

Etwa den ganzen Dezember und Anfang Januar 1988.

Mit Mexico war ich das erste Mal in einem ärmeren Land, und der Kulturschock war gross. Etwas scheu hielt ich mich von der Zivilisation fern, was anfangs nicht sehr schwer war, denn ich fuhr praktisch quer über die Halbinsel, die auf der mexikanischen Seite noch verlassener ist, vom Rio Colorado bis an an den Pazifik nach Ensenada zurück. Der Rio Colorado ist übrigens dort, wo er auf mexikanischem Gebiet in den Golf von Kalifornien mündet, nur noch ein Rinnsal, das zu Fuss überquert werden kann. Das Wasser bleibt in den USA zur Bewässerung der Golfplätze in Las Vegas (die Benutzer der Golfplätze trinken Wasser aus den Alpen). Und die Mexikaner lernte ich im Laufe der Zeit als freundliche und hilfsbereite Menschen kennen.

Baja California ist eine (auf der Strasse) ca. 2000 Kilometer lange, dünn bevölkerte, und sehr aride Halbinsel. Ich traf allerdings - für dortige Verhältnisse - äusserst feuchte Umstände an. Immer wieder wurde ich von Regen überrascht, was besonders ungünstig ist, wenn man gerade in der Hängematte unter freiem Himmel liegt. Der Vorteil war, dass ich die Wüste relativ grün erlebte. Viele Pflanzen dort machen ihr Leben lang einen ausgestorbenen Eindruck, und tragen nur wenige Male in ihrem Leben bei starken Regenfällen grün oder fangen an zu blühen.

In Ensenada war ich wieder auf dem Highway No. 1, diesmal dem mexikanischen, und fuhr nach Süden. Er wäre übrigens auch Teil der Transamericana, der Strasse, die von Patagonien nach Alaska führt. Einen guten Teil in der Mitte habe ich also schon absolviert. Mein erstes Ziel war die Laguna Ojo de Liebre bei Guerrero Negro. Vorher vergingen ein paar eher ereignislose Tage, die ich meistens durchradelte, und abends irgendwo in der Hängematte übernachtete. Meistens war es kein Problem, einen abgeschiedenen Platz zu finden. Viel zu tun war nicht, Smartphones zum Spielen gab es noch nicht, Bücher hatte ich aus Gewichtsgründen keine dabei. Wahrscheinlich habe ich Tagebuch, meistens im Mondschein, geschrieben. Zu Essen gab es meistens Reis mit einer Dose Fisch oder einer Tütensuppe, auf dem Kocher zubereitet, oder auch auf einem kleinen Feuer, wenn ich Brennholz fand.

In der Laguna Ojo de Liebre finden sich im Winter jeweils Buckelwale ein, um im seichten Wasser zu gebären, der Ort ist daher beliebt für "Whale Watching". Ich wollte das auch und ging auf den dortigen Campingplatz, der aus nicht mehr als dem Schild bestand, der darauf hinwies. Toiletten oder sonstige sanitäre Anlagen gab es nicht. Eintritt musste auch bezahlt werden, schon damals war das so eine Art Nationalpark (heute: Biosphärenreservat), aber ich konnte den Parkwächter auf zwei Bananen runterhandeln. Die folgenden Tage hielt ich Ausschau, machte mir hin und wieder was zu Essen, unternahm kleine Spaziergänge, und sass auch einfach viel rum. Viel los war nicht, ein paar andere Camper mit Auto, allesamt besser ausgestattet als ich, kamen und gingen. Am Ende musste ich weiter fahren, ohne die Buckelwale gesehen zu haben.

Es folgten mehrere gleichförmige Tage entlang des Highway No. 1. Die trockene Desierto de Vizcaino - ich übernachtete ausgerechnet auf einer Reisfarm bei Bauern, da nachts der Regen drohte -, dann die Durchquerung der Bergkette auf die Golfseite nach Santa Rosalia und Mulegé an der Bahía de Concepción, und weiter bis Loreto. Alles schöne, ruhige Dörfer im Kolonialstil, mit einer kleinen Community von amerikanischen Aussteigern, aber ich wollte weiter. Ich fuhr damals nach einer handgezeichneten Karte, eher einem Kroki, und Entfernungen waren schlecht abzuschätzen. Das war vielleicht auch der Grund, warum ich bei Loreto den Highway verliess, um abermals die Cordillera zu durchqueren, für vielleicht den abenteuerlichsten Abschnitt meiner Reise.

Auf dem Weg lag San Javier, eine kleine Missionsstadt, und die Anreise war nur eine schlechte Piste. Die Weiterreise zog sich durch ein meist trockenes Flusstal bis in die Fläche an der Pazifikküste. Da brauchte ich deutlich länger als geplant, erschwerend kam dazu, dass die Piste sandig war. Erst musste ich viel Schieben, mit praktisch keiner Luft in den Reifen konnte ich weiterfahren, aber es kostete sehr viel Kraft. Zum Glück fand ich meistens irgendwo Wasser, und zu Essen hatte ich auch knapp genug dabei. Mehrere Tage sah ich niemanden, bis ich wieder auf eine richtige Strasse, und in die Ciudad de Constitución gelangte. Nicht sehr schön, aber praktisch, um wieder mal richtig zu essen und zu erholen. Meine Karte hatte qualitativ gestimmt, aber Entfernungen und Mühen abschätzen, war praktisch nicht möglich gewesen.

Wenige Tage später war ich in La Paz, der einzigen, grösseren Stadt im Süden, wenig schmuck, und schon damals mehr ein Resort für amerikanische Touristen. Über Sylvester war allerdings praktisch niemand da, ausser - Holger. Der hatte sein Fahrrad irgendwo stehen lassen, und war mit zwei Schweizern und zwei Italienerinnen mit dem Bus nach La Paz gereist. Es war natürlich kompletter Zufall, ihn hier zu treffen, Absprache per WhatApp gab es damals noch nicht. Ich jedenfalls hatte Gesellschaft, um Sylvester zu feiern, was wir ausgiebig taten. Viel Tequila war im Spiel, und obwohl die Stadt relativ ausgestorben war, war das abwechslungsreich genug. Seitdem ist mir Holger allerdings nicht mehr über den Weg gelaufen.

Bald war ich wieder auf dem Fahrrad, unterwegs nach Cabo San Lucas, um mich auf das mexikanische Festland einzuschiffen. Einen Monat war ich bereits in Mexico unterwegs, aber mindestens die fünffache Reisestrecke alleine in Mexico erwartete mich noch. Ich nahm ein Schiff nach Puerto Vallarta und machte unterwegs die Bekanntschaft eines pensionierten Fahrradfahrers aus Detroit, der Ähnliches vorhatte. In Puerto Vallarta, bereits sehr touristisch im Vergleich mit allem, was ich bisher gesehen hatte, muss ich eine verdorbene Frucht gegessen haben, und lag zwei Tage krank und schwach in einem Hotelbett. Zum Glück war da Bill, der nach mir schaute. Da reifte der Entschluss, mit dem verbliebenen Geld in der Reisekasse (das waren damals rund 500 Mark) den Heimweg anzutreten, da in Mexico keine Aussicht bestand, die Reisekasse noch einmal aufzubessern.

Knapp war es zwar, aber die 500 Mark haben gereicht, um nach Hause zu kommen. Ich konnte einen supergünstigen Flug von New York nach London bekommen, 88 $ waren das, ein Promotionsangebot zum interkontinentalen Betriebsbeginn von Virgin Atlantic. Ich musste aber erst noch nach Mexcio City, und dann von London nach Hause, und auch noch was Essen zwischendurch. Das hat auch nur geklappt, weil in London mein Fahrrad nicht ankam, da konnte ich weiter trampen, das war effizienter. Letztlich kam ich bis fast vor die Haustür, mit noch ein paar Groschen in fünf verschiedenen Währungen in der Tasche.

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Das karge mexikanische...
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Bis zur Cordillera geht's...
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In den Bergen ist es sogar...
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Hier gibt's schon eine ganz...
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Da habe ich wohl bei einer...
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Vögel gab's also, leider aber...
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Selfies gab's auch damals...
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Sieht unnatürlich aus, ist...
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Es gibt ein paar bizarre...
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Ein netter, kleiner Joshua...
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Feigenkakteen gab's dort...
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Die Elefantenbäume...
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Die schwulstige...
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Der Mensch hat auch hier...
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Die Joshua Trees lassen...
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Die Agave blüht nur einmal...
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Die im Vordergrund hat...
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Hier stehen noch ein paar...
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Am Gelände sieht man, dass...
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Wieder mal Regen über der...
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Kurz vor der Agavenblüte...
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Insgesamt doch eine recht...
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Da hab' ich mich irgendwo...
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Ob da für den Bandenkrieg...
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Da bin ich dem Schauer...
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Die Wetterbesserung...
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Unterwegs mit Wolken.
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An der Laguna Ojo de Liebre...
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Sonnenuntergänge gibt's...
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Mein Lagerplatz für einige...
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Ausser Vögeln gab's aber...
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Ohne Regen ging auch der...
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Die Bergstiefel habe ich...
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Sauber bepackt nach dem...
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In der Desierto de...
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Bald geht's wieder in die...
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Der See dürfte bei San...
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Die Missionskirche kann...
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Etwas bescheidener als in...
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Drinnen ist es mal schön kühl.
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Allerhand, für so ein kleines...
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Wieder unterwegs mit...
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Mit der Wüste ist es noch...
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Tafelland mit kleinen Canyons.
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Zurück am Meer, diesmal...
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Irgendwo bei Loreto geht...
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Nach San Javier führt nur...
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In San Javier gibt es Wasser...
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Einsam unterwegs in der...
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In San Javier gibt's nicht viel...
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Es gibt wieder eine...
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So sah mein typisches...
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Ein bisschen Gesellschaft...
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Sowas habe ich auch ab und...
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An der Strandpromenade...
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Katerfrühstück am...
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Meine letzte Nacht in Baja...
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Auf der Fähre nach Puerto...
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Wieder ausgepackt daheim...