In den Osterferien Ende März 1987.

Das war meine letzte Reise während der Schulzeit, nach den schriftlichen und vor den mündlichen Abiturprüfungen. Oli und ich wollten nach Kreta, das Auto von Kattis Mutter haben wir uns mit Katti, Marco und noch jemandem geteilt. Die blieben aber auf dem Festland und setzten uns am Fährhafen in Piräus ab. Schon die Reise über den Wurzenpass und durch das damalige Jugoslawien auf dem Autoput war ein Erlebnis. Ausserdem konnte man damals eine Verabredung drei Wochen im Voraus treffen und einhalten, ohne weitere Kommunikation per WhatsApp, und sich so für die gemeinsame Rückfahrt wieder treffen.

Auf Kreta trampten wir von Xania an die südwestlichste Ecke. Mitgenommen haben uns Siggi und Maria, zwei österreichische Hippies auf der Suche nach Kräutern. Maria schnitt mir dann ausserdem die Haare, es wurde Zeit. Ein paar Tage verbrachten wir bei Elafonisi, Infrastruktur gab es damals praktisch keine. Wir schliefen draussen im Schlafsack, bei schlechtem Wetter suchten wir uns einen Unterschlupf. An schlechtes Wetter kann ich mich aber kaum erinnern, ausser am Psiloritis später. Ernährt haben wir uns unterwegs vor allem von Halva, Fladenbrot und Oliven, in den Dörfern gab's manchmal auch eine Pita Gyros.

Von Elafionisi begannen wir eine mehrtägige Wanderung entlang der Südküste bis nach Sougia. In Paleochora leisteten wir uns ein einfaches Hotel, der Ort war damals schon touristisch ganz gut erschlossen. In Sougia gab es nur eine sehr einfache Unterkunft ohne WC oder Fenster, der Ort war damals noch sehr alternativ. In einer Höhle weiter hinten am Strand befand sich eine Hippiekolonie, es waren eher Aussteiger, die daheim keiner mehr wollte.

Nach ein paar Nächten - der Bus verkehrte nur alle paar Tage - fuhren wir über abenteuerliche Strassen über Xania nach Rethymnon und weiter ins Inland südlich nach Plátanos. Ich hatte eine weitere Verabredung mit meiner Pfadigruppe, mit denen wollte ich den Psiloritis besteigen. Wir konnten sie abends im Dorf irgendwo zwischen den Olivenhainen singen hören, aber gefunden haben wir sie zunächst nicht. Wir sassen dann in einer Kneipe im Dorf und tranken Raki, der Wirt war ein ehemaliger Gastarbeiter. Am nächsten Morgen stolperte einer von denen über meinen Schlafsack und fragte als Begrüssung, ob ich noch mitwollte, und ohne Kaffee war ich gleich unterwegs. Die Wanderung zog sich ein bisschen, wohl auch weil der Weg nicht so ganz klar war, aber wir schafften es auf den Gipfel und zurück, "powered by Halva".

Ich übernachtete noch einmal in Plátanos im Lager mit den anderen und machte mich am nächsten Morgen nach Süden auf, um mich in Matala wieder mit Oli zu treffen. Da lief ich lange mit schmerzenden Füssen auf der Landstrasse immer bergab, bis ich doch noch etwas Glück beim Trampen hatte. In Matala gab es weitere Höhlen mit Hippies, allerdings war das schon kein Insidertipp mehr, und die Zahl der Schaulustigen war ausgeprägt höher. Der Urlaub war aber sowieso schon vorbei, und wir fuhren über Xania zurück nach Piräus.

Die Fotos sind übrigens mit einer geliehenen Canon "Dial" Halbformatkamera gemacht, die wahrscheinlich in Europa gar nie käuflich war, die Verleiherin hat sie auf einer Skipiste gefunden. Ganz praktisch, nicht grösser als ein Walkman (wenn noch jemand weiss, was das war), und per Aufzugsmechanismus vorspannbar für eine gute Hand voll Fotografien.