Wanderung vom 10.-11. Juni 2023.

Ein französischer Ort, der was auf sich hält, hat nicht nur einen eigenen Käse, sondern hält auch gleichzeitig die passende Kuhrasse dafür bereit. So z. B. in Abondance, da heisst sogar das Tal so. Auf unseren nächsten (negativen) Albisetappen kamen wir da vorbei. Es zeigte sich aber, dass so ein Ort ausserhalb der Saison auch ein rechtes Kaff sein kann. Dies waren die -IXLte und die -XLte Albisetappe.

Im vergangenen Jahr waren wir ja an der gefühlt einzigen Bushaltestelle im Chablais, nämlich in Reyvroz, eingestiegen. Da kamen wir am Samstag auch wieder an, nach einer gefühlten Weltreise. Leider war der ganze Samstag regnerischer, als zu hoffen gewesen war. Dicke Wolken hingen im Tal. Es regnete zwar nicht allzu viel, aber es tropfte permanent aus den Bäumen, wenn man im Wald war, oder es ging durch nasse, ungemähte Wiesen. Dazu waren heute die Wege teils unexistent, wir liefen durch's klatschnasse Gebüsch, da musste man nicht lange auf das Durchnässen warten. Der Regenschirm kam eher zum Einsatz, um das Wasser von den Zweigen zu schlagen.

Der Weg ging heute zuerst ins Tal der Dranse de Morzine runter, dann drüben über das hüsche Dörfchen La Forclaz zum Col de Tréchauffé. Da konnten wir in der Alpage ein leckeres Mittagessen zu uns nehmen, bevor wir den Umweg über die Pointe de Tréchauffé zum Chalet d'Ouzon Derrière nehmen konnten. Das wäre eigentlich die Variante für gutes Wetter gewesen, aber da der kurze Weg gesperrt war, blieb nicht viel übrig. Danach ging es noch lange bergab, und noch länger das Tal nach hinten bis nach Abondance, wobei sich das Wetter aber allmählich deutlich besserte.

Abondance verfügte einst, neben Kühen und Käse, auch über eine Einbindung per Seilbahn ins riesige Skigebiet Portes de Soleil. Als praktisch einzige Gemeinde der Alpen merkte man dort vor ein paar Jahren aber, dass der Skibetrieb kaim Zukunft haben wird, und legte die Seilbahn still. Heute gibt es noch einen Haufen Chalets, ein paar Hotels, und wenige Restaurants. Beim Hotel mussten wir aber schon betteln, eine Nacht bleiben zu können, alle anderen waren geschlossen. Und noch schlechter sah es beim Essen aus, da fanden wir erst beim Camperstellplatz am Ortseingang einen Imbissstand, der aber ganz gut war.

Übrigens scheint ein Investor den Skibetrieb im Ort wieder aufnehmen zu wollen. Es lebe das Unternehmertum (gepaart mit Subventionen, ich glaube das heisst Lobbyismus), Augen zu und in ein paar Jahren jammern, dass alles ganz anders kam und die 14 Arbeitsplätze leider nicht gerettet werden können. Könnte ein Schweizer sein.

So lang sich der Samstag angefühlt hatte, so flott schien der Sonntag vorbeizugehen. Hinter Abondance ging es das Tal, immer steiler werdend, hinauf, und dann auf Wanderwegen Tavaneuse-mässig zu den Chalets de Tavaneuse, dem Lac de Tavaneuse, über den Col de Tavaneuse. Ich machte noch einen Abstecher auf den Roc de Tavaneuse, dann stiegen wir schon ab an den Lac de Montriond, und ohne grosse Pause in den gleichnamigen Ort. Das liegt schon ziemlich im Skigebiet, also war diesmal eher der Overkill an Infrastruktur das Problem. Man muss einfach grosse Parkplätze und leerstehende Restaurants mögen, für den Sommer putzen sich die Orte im Skigebiet selten raus.

Wenigstens mussten wir da nicht lange bleiben, wir konnten sogar noch auf einen früheren von insgesamt 3 Bussen am Sonntag. Dafür hatten wir dann in Thonon-les-Bains noch Zeit für eine Einkehr.