In Tokyo vom 8.-11. November.
In Tokyo kondensiert sich das ganze Land, und uns blieben drei Nächte, es zu erkunden.
Die Orientierung ist einfacher, als man erwarten würde, aber vielleicht lag das daran, dass wir uns auch schon ein bisschen an die Logik gewöhnt hatten. Die U-Bahnen fahren ohne Fahrplan einfach immer von Betriebsende bis Betriebsschluss, und als Ausländer muss man sich am ehesten vielleicht daran gewöhnen, dass nicht alle von der gleichen Gesellschaft betrieben werden. Auf dem Plan sieht es wie ein Netz mit Umsteigebahnhöfen aus, aber es kann sein, dass man erstmal raus muss, um nebenan wieder ins Kellerloch des Konkurrenzbetriebs einzusteigen. Ansonsten ist alles vorbildlich auf Englisch, und man kann wenig falsch machen. Die Tarife können - für unsere Verhältnisse - chaotisch strukturiert sein, aber mittels einer Magnetkarte kommt man durch jede Tür, und beim Verlassen der Station wird der passende Betrag abgebucht, egal welche Linie.
Als Tourist wird man in Tokyo ein wenig "normaler" behandelt, also ein bisschen weniger zuvorkommend. Das mag daran liegen, dass entweder die Tokyoter noch weniger Zeit für komplizierte Erklärungen haben, oder einfach auch sehr viele Ausländer in der Stadt wohnen. Exotisches Essen auszuprobieren war jedenfalls an den Orten, die wir vorher besucht hatten, einfacher.
Unser Quartier war in Ueno, von da aus sind wir zu Fuss oder mit der Bahn aufgebrochen, möglichst viel zu sehen. Leider haben wir dabei auch viel auslassen müssen. Das Programm sah ungefähr wie folgt aus:
1. Abend: nach der Ankunft sind wir noch zu Fuss ins nicht weit gelegene Akihabara gelaufen. Die "Electronic City" gründete ihren Ruf als der Schwarzmarkt für Radioteile nach dem Krieg, und ist heute noch Standort der grossen Elektronikmärkte und Spielhallen, die natürlich die Vergnügungssüchtigen mit sich ziehen.
2. Tag: kaiserlicher Garten, Tokyo Station, Ginza. Die Ginza ist bestimmt das verrückteste Einkaufsviertel der Welt. Da hat jedes Warenhaus von Namen mehrere Häuser, vielleicht an die 10, und jedes mindestens so gross, wie unsere Grösseren. Weiss gar nicht, auf welcher Grundlage man da entscheiden soll, wo man noch reingeht. Als Tourist kann das natürlich egal sein, man lässt sich einfach treiben. Am Abend sind wir dann noch mit der Bahn zum Tokyo Skytree in Sumida gefahren und schliesslich in Asakusa zum Abendessen gelandet. Der Tokyo Skytree ist über 600 Meter hoch, und wir hätten noch rauffahren können, haben es aber wegen der schlechten Sichtverhältnisse gelassen. Asakusa ist einer der traditionelleren Stadtteile ohne viele Hochhäuser, der auch gerne von Europäern frequentiert wird. Viel haben wir dort aber nicht mehr gesehen.
3. Tag: Omotesando, Shibuya-ku mit dem Meiji-Schrein, Odaiba. Omotesando ist ein Einkaufsviertel, das man sogar nach der Ginza noch bestaunen kann (hinsichtlich der Feinheit, weniger hinsichtlich der Grösse). Shibuya und Omotesando sind sonst etwas "coolere" Viertel für jüngere und vor allem reichere Leute, vielleicht vergleichbar mit Greenwich Village in New York. Dort liegt auch der Garten Shibuya-ku mit dem Meiji-Schrein, einem der grössten Tempel im Tokyoter Stadtgebiet. Shibuya ist das Paradebeispiel für das moderne Tokyo: vielseitig, laut, hell, überfüllt und abwechslungsreich. Am Bahnhof Shibuya werden täglich rund 2 Millionen Passagiere abgefertigt, und bis zu 15000 Fussgänger passieren die Kreuzung mit den grossen Leinwänden davor - pro Grünphase. Am Abend sind wir dann noch weit mit der Bahn nach Odaiba gefahren. Dieser Stadtteil wurde erst seit wenigen Jahrzehnten durch Aufschüttungen im Tokyo Bay gewonnen, und alles ist modern und neu. Das Bähnlein fährt auf Betonfahrbahn über eine hell erleuchtete Brücke, und die Architektur ist eigentlich nur dem Effekt gewidmet. Aber den gibt's, nachhaltig.
4. Tag: der Abreisetag, wo wir uns nur noch einen kurzen Fussmarsch mit Gepäck (rund 12 Kilo Snacks waren darin) zum Bahnhof Ueno gegönnt haben.