Wanderung vom 6.-7. März 2021.

Warum der Mont Tendre seinen Namen trägt, ist nicht ganz offensichtlich. Wie viele andere Jurarippen handelt es sich aber bei diesem höchsten Punkt des Schweizer Juras um einen sanften Rücken, den man auch bei mittelmässigen Bedingungen besteigen kann. So sind wir bei noch einigermassen viel Restschnee auf die -XXVte und -XXVIte Albisetappe aufgebrochen, ihn zu erklimmen.

Tatsächlich lag oberhalb von rund 1400 Metern noch ziemlich viel Schnee, bis zu einem Meter, aber der war so gut gesetzt, dass die Schneeschuhe, die wir vorsichtshalber mitgenommen hatten, am Rucksack bleiben konnten. Dabei war es ausserordentlich frühlingshaft, leider drückte der Nebel immer wieder rein.

Gestartet sind wir in Le Sentier, dem Schluss der letzten Etappe. Von dort sind wir ziemlich direkt auf den Rücken, der das Vallée de Joux vom Mittelland trennt, etwa ab den Quatre Puits auf Schnee. Dann teilweise querfeldein bzw. querschneefeldein bis zum Chalet de Yens. Der Rücken des Mont Tendre war mehr oder minder ausgeapert dank Wind und Sonne, nur in den Löchern und Schattenhängen lag hier Schnee.

Nun folgte eine ziemlich lange Passage dem Rücken entlang, mehr oder minder fast bis zum Col de Marchairuz. Vorher sind wir aber bei den Monts de Bière auf den Pkt. 1530, und von dort ziemlich direkt über die Pré d'Aubonne an die Passstrasse gelangt. Dort konnten wir wieder, teils der alten Strasse entlang, bis nach La St-George runter, und mussten so nur rund 30 Minuten der Hauptstrasse folgen.

Für die Nacht waren wir im Au Cavalier, ganz nett und hübsch, und mit Blick auf den See (wenn kein Nebel im Tal liegt). St-George ist ein ganz nettes und scheinbar intaktes Dorf mit einer guten Epicerie im Zentrum. Sie hat auch eigenes Brot und Fleischwaren, und sonntags geöffnet, um sich mit einem Vesper für unterwegs einzudecken.

Leider hielt sich am nächsten Tag der Nebel ziemlich zäh, gegen Nachmittag gab's sogar einen kleinen Schauer, den wir unter einer Brücke aussitzen konnten. Wir liefen erst lange durch den Wald, vorbei am L'Eau Pendante und der Glacière de St-George. Bei der letzteren handelt es sich um eine Gletschergrotte, ein Karstloch, in der sich seit der Eiszeit etwas Eis gehalten hat. So etwas habe ich im französischen Jura schon mal gesehen, die Grotte war dort aber viel tiefer. Hier liegt das Eis nur rund zehn Meter tief, man kann es von oben sehen, ganz praktisch, denn begehen soll man die Grotte nur im Rahmen einer Führung.

Wir gingen dann auf die Crêt de la Neuve und auf der nächsten Rippe entlang bis zur Alpage le Planet, wo es dann allmählich wieder ins Tal runterging. Irgendwann verliessen wir die Wanderwege, um ziemlich direkt durch den oberen Teil der Gorges de Moinsel nach Arzier abzusteigen. Ein bisschen ein sonderbarer Ort, zersiedelt wie ein Chaletdorf, aber doch ein paar alte Häuser versprengt an der Hauptstrasse. Dazu jede Menge Veranstaltungshäuser und Schulen. Aber übernachten wollten wir hier ja sowieso nicht.